Bitte kontaktieren Sie uns über das Kontaktformular.

Child Care Center Don Bosco New Fambul, Sierra Leone

Projekthintergrund

Sierra Leone gilt nach wie vor als eines der ärmsten Länder der Welt. Knapp 60 Prozent aller Sierra Leoner gelten im weltweiten Vergleich als arm, und jeder Vierte lebt gar in extremer Armut (d.h. er hat weniger als 2,15 $ pro Tag zum Leben zur Verfügung). Die meisten Familien kämpfen daher täglich ums Überleben. Durch die Corona-Pandemie, den Krieg in der Ukraine und eine galoppierende Inflation wurde die prekäre wirtschaftliche Situation noch verschärft. Daher ist es selbstverständlich, dass die meisten Kinder täglich arbeiten, um das Überleben der Familie zu sichern. Sie sind Verkäufer auf der Straße, sie betteln und stehlen.

Gleichzeitig, neben der extremen Armut, gibt es ein hohes, gesellschaftlich geduldetes Gewaltpotential gegenüber Kindern, das gesetzlich zwar sanktioniert wird, in der Praxis jedoch nicht oder sehr selten umgesetzt wird. In dieser Gemengelage sind Kinder häufig die Verlierer; vermeintlich um ein besseres Leben zu führen, flüchten viele von ihnen auf die Straßen der Hauptstadt Freetown. Wenn sie Glück haben, werden sie dort meistens nachts, wenn sie Schlafplätze in den Slums und auf den verlassenen Märkten suchen, von der mobilen Einheit Don Bosco Mobile aufgesucht und angesprochen. Wenn sie mögen, dürfen sie mit in das Rehabilitationszentrum Don Bosco Fambul kommen.

Projektdurchführung

Im Berichtszeitraum wurden zweimal wöchentlich in den Slums, auf Müllkippen und auf den nächtlichen Märkten Freetowns Jungen angesprochen, die auf der Straße leben. Durch diesen Erstkontakt, sowie durch Überweisungen durch Dritte an Fambul, konnten 134 Jungen zwischen neun und 17 Jahren, die aus hochgradig verarmten Familien stammen und/oder auf der Straße lebten, im Schutzzentrum Fambul aufgenommen werden.

Alle Jungen wurden zunächst medizinisch durchgecheckt und versorgt. Ebenso erhielten alle Kleidung, Hygieneartikel und Schulmaterialien. Dreimal täglich wurden für die Kinder nahrhafte frische Mahlzeiten zubereitet. Schon alleine diese Selbstverständlichkeiten machten für viele der Jungen einen großen Unterschied zu ihrem vorherigen Leben auf der Straße oder in äußerster Armut aus. Ein eigenes Bett und der Besitz von Büchern und Schreibmaterialien macht viele Jungen stolz.

Das Stillen der Grundbedürfnisse ist die Basis, auf der alle weiteren Maßnahmen erfolgen konnten: Viele Jungen leiden unter posttraumatischen Belastungsstörungen und haben tiefe Traumata aus ihrem vorherigen Leben mitgebracht; all dies kam in Fambul in Einzel- und Gruppensitzungen zur Sprache und wurde bearbeitet, um einen Neuanfang zu ermöglichen. Neben den therapeutischen Gesprächen gingen alle Jungen täglich zur Schule, die Gebühren und die Kosten der Ausstattung wurden ebenfalls von Fambul komplett übernommen. Einige der Jungen erhielten jedoch auch informelle Bildungsangebote, um zunächst einmal größere Bildungslücken zu schließen, die fast alle Jungen aufweisen. Sie sind abhängig von der Länge der Zeit, die sie in der Schule abwesend waren.

Neben den schulischen Bildungsaspekten spielten die sozialen Interventionen in der Gruppe, gemeinsame Ausflüge an den Strand oder in Museen, aber auch die diversen sportlichen Aktivitäten eine wichtige Rolle, um die Kinder wieder gesellschaftlich ankommen zu lassen und Anschluss an ihre Altersgenossen zu erhalten. Dazu trugen auch sechs Workshops bei, die zu Themen wie Freundschaft, Traumaheilung, HIV/AIDS, Hygieneregeln und Menschenrechten abgehalten wurden.

Neben der direkten Arbeit mit den Jungen engagierte sich Don Bosco Fambul auch in 2023 weiterhin im Bereich der anwaltschaftlichen Fürsprache; Kinder, die auf der Straße leben, kommen selten zu ihrem Recht und sind immer Opfer der Umstände. Don Bosco Fambul konnte 37 Jungen rechtliche Unterstützung anbieten und ihnen so zu ihrem Recht verhelfen.

Erreichen der angestrebten Projektziele

Am Ende des Rehabilitationsprozesses steht immer die Wiedervereinigung der Jungen mit ihrer Herkunftsfamilie oder die Suche nach einer liebevollen Adoptivfamilie. Die Projektziele sind erreicht, wenn aus den ehemals auf der Straße lebenden Jungen wieder Familienmitglieder geworden sind, die in einer liebevollen Umgebung wieder in die Schule gehen und Kind sein dürfen. Generell ist dies erfolgsversprechender, wenn die Zeitspanne, die die Kinder auf der Straße und nicht in Obhut verbracht haben, möglichst kurz war. Von 126 der 134 ausgenommen Jungen konnten die dazugehörigen Familien in 2023 ermittelt werden; 119 dieser Jungen konnten am Ende des Jahres nach Besuchen, behutsamen Annäherungen und auch Mediation durch die Sozialarbeiter:innen Fambuls in ihre Familien zurückgeführt werden.

Diese Jungs sind durch die Rehabilitation stabilisiert und ermächtigt worden, sich mit den Herausforderungen, die auch ihr neues Leben in ihren Familien an sie stellt und stellen wird, auseinanderzusetzen. Sie kennen und respektieren ihre Rechte und Pflichten.

Ein wichtiger Aspekt war hier für den Erfolg der Rückführung eine weiterführende Übergangsfinanzierung, um die finanziellen Lasten bei den Familien nicht zu stark zu erhöhen und den Jungen die Fortsetzung des Schulbesuches zu ermöglichen.