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Vocational Training Project for Youth and Women at risk in Salem / Indien: Erstausstattung und Projektkosten für Ausbildung im Bereich Computer und Schneiderei

 Projekthintergrund

Das Leben vieler Mädchen und jungen Frauen in Tamil Nadu ist von Armut und Perspektivlosigkeit geprägt. Oft müssen sie bereits als Kinder zum Einkommen der Familie beitragen und brechen die Schule ab ohne jegliche Perspektive, eine Ausbildung oder erstrebenswerte Beschäftigung ergreifen zu können. Tamil Nadu ist einer der Hotspots der indischen Textilindustrie. In den etwa 2.000 Spinnereien des Bundesstaates arbeiten zu 80 Prozent junge Frauen und Mädchen. Ihr Arbeitsleben ist geprägt von Ausbeutung durch Pauschalverträge, Löhne unterhalb des offiziellen Mindestlohns, exzessiven Überstunden, der Unterdrückung von Gewerkschaften, mangelnder Vereinigungsfreiheit und geschlechtsspezifischer Gewalt. Zu den schwersten Arbeits- und Menschenrechtsverstößen zählt insbesondere in Tamil Nadu das Camp-Labour-System, unter dem vor allem sehr junge Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren Zwangsarbeit leisten müssen. In der Familie und dem privaten Umfeld finden diese Mädchen und Frauen nur selten die notwendige Unterstützung. Im Gegenteil – früh verheiratet erleben viele Ausgrenzung, häusliche Gewalt und drohende Obdachlosigkeit.

Die FMA-Schwestern sind seit vielen Jahren in Tamil Nadu tätig und widmen sich in Salem verstärkt dem Schutz von Mädchen, die in prekäre Situationen geraten oder gefährdet sind. Marialaya ist ein Wohnheim für bis zu 30 Mädchen und Frauen, die sich in einer Risikosituation befinden. Diese verbringen durchschnittlich ca. 3 Monate im Wohnheim und erhalten während dieser Zeit kostenlose Verpflegung, Councelling sowie die Möglichkeit, sich persönliche und berufliche Fähigkeiten im Rahmen der Ausbildungsprogramme anzueignen.

Projektdurchführung und Zielerreichung

Ziel des Projektes ist es, dass nach dem dreijährigen Projektzeitraum insgesamt 360 Mädchen und junge Frauen über die theoretischen und praktischen Fähigkeiten verfügen, um einen Beruf im Bereich Schneiderei oder Computer zu ergreifen und damit ihren Lebensunterhalt verdienen können.

Mit dem Projektbeginn im April 2023 wurden für die Erstausstattung 10 Nähmaschinen und 1 Overlock-Nähmaschine, 10 Computer und ein Drucker sowie 10 Computertische angeschafft. Gleichzeitig wurden für die beiden Ausbildungskurse jeweils eine Lehrerin für die Dauer von 3 Jahren eingestellt und Unterrichtsmaterialien erworben.

Nach der Ausstattung der beiden Klassenräume konnten die Ausbildungskurse bereits im April 2023 beginnen. Gleichzeitig wurden und werden die Teilnehmerinnen in Life Skills Programmen und Kurse über das politische System und ihre Rechte sowie über mögliche Gesundheitsleistungen der Regierung unterrichtet. Die unterschiedlichen Gruppenprogramme und Workshops haben die Frauen darin unterstützt, ihr Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl zu steigern. Sie sind sich ihrer Rechte bewusst und fordern diese ein.

Unsere Projektpartner haben hierfür täglich von 11.00 bis 13.00 Uhr Computer- und Schneiderkurse für die erste Gruppe und von 15.00 bis 17.00 Uhr für die zweite Gruppe angeboten. Aufgrund der zunehmenden Nachfrage nach Computerkursen haben sie im 2. Semester einen dritten Kurs von 17.30 Uhr bis 19.30 Uhr angeboten. Die Kurse sind für die Dauer von 3 Monate ausgelegt. Die jungen Frauen erlernen hier die Grundlagen des Computers und der Schneiderei. Nach Beendigung des Kurses erhalten sie ein Zertifikat.

Die Salesianerinnen leiten das Berufsbildungszentrum. Sie haben qualifiziertes Personal für Schneiderei und Computer eingestellt. Die Lehrerinnen haben ein Orientierungsprogramm erhalten und jeden Monat findet ein Treffen für alle Mitarbeiterinnen statt.

Im ersten Projektjahr haben bereits 123 Frauen von dem Projekt profitiert und ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Zum jetzigen Zeitpunkt haben sich bereits 17 Begünstige mit Hilfe von Mikrofinanzierungen selbständig gemacht. Weitere 34 junge Frauen haben eine Anstellung im IT-Bereich oder als Rezeptionistinnen, Verkäuferinnen und Buchhalterinnen gefunden.

 

Erfolgsgeschichten

Eine Frau namens Kopica wohnt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Salem. Ihr Mann ist Tischler. Sein Einkommen reichte allerdings nicht aus, um die Familie zu ernähren. Dennoch taten sie alles, um ihren Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Ihr erster Sohn geht in die 8. Klasse und ihr zweiter Sohn in die 6. Klasse. Kopica hatte den Wunsch, das Schneidern zu lernen und eine eigene Schneiderei zu eröffnen. Sie absolvierte einen Schneiderkurs in der ersten Gruppe und erhielt mit Hilfe der Selbsthilfegruppe einen Kredit für den Kauf einer Nähmaschine. Zurzeit hat sie die Maschine zu Hause und näht Kleidung für die Dorfbewohner:innen. Sie ist glücklich, verdient Geld und ist in der Lage, den Lebensunterhalt für ihre Familie zu bestreiten. Gleichzeitig ist sie in der Lage, jeden Monate etwas Geld auf die Seite zu legen und für das zukünftige Studium ihrer Kinder zu sparen.

Saranya ist College-Studentin und studiert Mathematik im 2. Semester. Sie stammt aus einer armen Familie. Ihre Eltern bemühen sich sehr, ihr das Studium zu ermöglichen. Saranya interessierte sich für das Erlernen von Computerkenntnissen und besuchte einen 3-monatigen Kurs bei unseren Partnern. Im Anschluss wurde sie als Teilzeitkraft in einem Computerausbildungszentrum eingestellt und gibt ihr Wissen weiter.

Im Juni 2024 werden die neuen Ausbildungsgänge für weitere ca. 120 Frauen beginnen.

Die FMA-Schwestern von Tamil Nadu sowie die Teilnehmerinnen der Ausbildungskurse bedanken sich von ganzem Herzen beim Hilfe zur Selbsthilfe e.V. für die großzügige finanzielle Unterstützung.