
Abschlussbericht
Mit insgesamt 20.000 Euro unterstützte unser Verein „Hilfe zur Selbsthilfe Dossenheim e.V. im Jahr 2023 dieses wichtige Projekt
Über zwei Jahre herrschte in Äthiopien ein bewaffneter Konflikt zwischen der Zentralregierung und regionalen Kräften in Tigray. Besonders betroffen war die Bevölkerung im Norden des Landes, insbesondere die ca. sechs Millionen Menschen in der Region Tigray. Nach der Unterzeichnung eines Friedensabkommens im November 2022 begann sich die Lage allmählich zu entspannen. Dennoch leidet die Region weiterhin unter den Folgen von Krieg, Vertreibung, Zerstörung und Dürre.
Für viele Familien ist es kaum möglich, die grundlegenden Lebenshaltungskosten zu decken – geschweige denn Ausgaben für Bildung, Schulmaterialien oder Nahrungsmittel für ihre Kinder aufzubringen. In dieser Situation übernahm die Don Bosco Grundschule in Shire eine tragende Rolle als sichere Anlaufstelle für Kinder aus vertriebenen Familien (IDPs) und der aufnehmenden Gemeinde. Ziel des Projekts war es, den Kindern wieder Zugang zu Bildung und täglicher Ernährung zu ermöglichen, um so ihre Entwicklung, Gesundheit und psychische Stabilität zu fördern und ihnen eine bessere Zukunftsperspektive zu eröffnen.
Die Umsetzung des Projekts begann im September des Jahres 2023 und wurde zunächst für zwölf Monate geplant. Aufgrund zeitlicher Verzögerungen wurde es einmal kostenneutral verlängert. Im Rahmen der Umsetzung dieses Projektes konnten folgende Ziele erreicht werden:
Seit Dezember 2023 erhalten die Kinder der Don Bosco Grundschule an jedem Schultag eine Brotmahlzeit. Die Maßnahme zielte darauf ab, Hunger und Mangelernährung entgegenzuwirken und den Kindern bessere Lernbedingungen zu bieten.
- Alle Kinder wurden mit Schulmaterialien wie Stiften, Heften und Schultaschen ausgestattet – sowohl für das erste als auch das zweite Schulhalbjahr.
- Darüber hinaus erhielten sämtliche Schüler*innen eine vollständige Schuluniform, die von den Don Bosco-Schwestern in Shire hergestellt wurde. Die Maßnahme stärkte nicht nur das Gemeinschaftsgefühl und die Motivation der Kinder, sondern ermöglichte auch die wirtschaftliche Teilhabe für lokale Akteure.
- Da das Bildungsbüro der Region Tigray nach wie vor nicht in der Lage war, neue Schulbücher bereitzustellen, wurde das Projekt auch hier tätig: Für die Klassenstufen 5–8 wurden digitale Versionen verfügbarer Bücher beschafft und in Addis Abeba gedruckt. Dadurch konnte ein akuter Engpass behoben werden und der Unterricht auch für die höheren Klassen wieder strukturiert erfolgen.
In einem professionell begleiteten Auswahlprozess wurden 50 Computer beschafft. Die Geräte erfüllen die benötigten technischen Standards und ermöglichen seitdem den planmäßigen IT-Unterricht an der Schule.
- Obwohl das Schulgebäude im Krieg weitgehend unbeschädigt blieb, wurden die Sanitäranlagen stark in Mitleidenschaft gezogen. Im Rahmen des Projekts wurden Wasserleitungen und Toiletten repariert, Türen gestrichen und abschließbar gemacht sowie die Waschgelegenheiten wiederhergestellt.
Trotz der äußerst schwierigen Ausgangslage konnten die Kernziele des Projekts erreicht werden.
- So wurden mehr als 1.000 Kinder an der Don Bosco Grundschule regelmäßig mit Nahrung, Lernmaterialien und Kleidung versorgt.
- Die Kinder profitieren von einem geregelten Schulalltag, was ihre psychosoziale Stabilität stärkt und langfristige Bildungschancen verbessert.
- Die tägliche Brotmahlzeit verbessert den allgemeinen Gesundheitszustand und die Konzentrationsfähigkeit.
- Durch die Einführung von IT-Unterricht erhalten die Kinder Zugang zu digitalen Grundkompetenzen – eine Investition in ihre Zukunft.
- Die sanitären Einrichtungen bieten nun wieder sichere und hygienische Bedingungen.
Insgesamt hat das Projekt wesentlich zur Stabilisierung und Integration kriegsbetroffener Kinder beigetragen. Die Don Bosco Grundschule konnte sich als Schutz- und Lernort für besonders vulnerable Kinder etablieren. Bildung, Sicherheit und Ernährung wurden miteinander verknüpft – ein wirksamer Beitrag für eine friedlichere und gesündere Zukunft in Tigray.
Die Salesianer der Provinz AET bedanken sich herzlich bei Hilfe zur Selbsthilfe e.V. für die großzügige Unterstützung bei der Umsetzung dieses Projektes!
Im Jahr 2023 Projektbeginn
Über 2 Jahre herrschte in Äthiopien Krieg zwischen Bundes- und Regionalregierung – leidtragend sind vor allem die ca. 6 Mio. Menschen in der nördlichen Region Tigray. Laut UN Angaben benötigen 90% der Menschen dort dringend humanitäre Hilfe. Die Salesianer helfen den bedürftigsten Menschen in der Umgebung ihrer Standorte seit Beginn des Krieges, u.a. beim Bereitstellen von Nahrung und Wasser, beim Bau von Notunterkünften und bei Reparaturarbeiten.
Während der Kriegszeit waren in der gesamten Region Tigray die meisten öffentlichen Dienstleistungen eingestellt. Krankenhäuser und Banken blieben geschlossen, genauso wie Schulen, Kindergärten und Universitäten. Viele dieser Einrichtungen wurden als Flüchtlingsunterkünfte genutzt. Die Salesianer haben die meiste Zeit über die Schule in Shire für informelle Lernangebote genutzt, um ein wenig Stabilität und Normalität in die unsicheren Lebenssituationen der Menschen zu bringen.
Shire ist eine der Städte in Tigray, die die meisten Binnenvertriebenen in der Region beherbergt. Die Einwohnerzahl von Shire beläuft sich auf rund 145.000 (inoffizielle Zahl) und ca. 500.000 Binnenvertriebene (davon 85.000 Kinder). Diese sind oft in Schulen oder Zeltstädten untergebracht. Während die Salesianer derzeit durch Nothilfemaßnahmen kurzfristige Bedürfnisse stillen, beginnen sie nun die Planung des Wiederaufbaus und der Weiterführung ihrer Aktivitäten in der Region. Hier kämpft die Bevölkerung noch mit den negativen Folgen des Krieges und die Familien haben Schwierigkeiten, für die überlebensnotwendigsten täglichen Dinge aufzukommen. In der Regel haben sie auch keine finanziellen Mittel für Investitionen in eine bessere Zukunft, sowie die Ausgaben für Schulmaterial oder Schulgebühren.
Don Bosco Shire ist im Jahre 2008 gegründet wurden. An der Grundschule werden die Klassen 1-8 jeweils zweizügig unterrichtet. Normalerweise werden 955 Kinder dort unterrichtet – momentan besuchen aufgrund der großen Anzahl an Binnenvertriebenen 1.218 Schüler*innen die Grundschule. Angeschlossen an die Grundschule ist eine Bibliothek, welche täglich von ca. 200-250 Kindern besucht wird. Zudem gibt es ein Jugendzentrum auf dem Gelände, welches täglich geöffnet hat. Da es kein anderes Freizeitzentrum in Shire gibt, kommen an den Wochenenden ca. 800 bis 1.000 junge Menschen für soziale und sportliche Aktivitäten auf das Gelände.
Die direkte Zielgruppe sind die 1.218 Schüler*innen der Don Bosco Grundschule im Alter von 7-18 Jahren. Alle diese Kinder sind schwer vom Krieg betroffene, marginalisierte Mädchen und Jungen. Die Kinder und Familien haben während der letzten Jahre schwere Traumata erlitten. Nach dem offiziellen Kriegsende bleiben diese Familien mit physischen und psychischen Langzeitfolgen und ohne Einkommensgrundlagen und Ernährungssicherheit zurück.
Ungefähr 20% der Kinder sind Binnenvertriebene, die aus ihren Dörfern nach Shire fliehen mussten. Einige Familien wollen dort bleiben, da ihre Dörfer und die gesamte Infrastruktur komplett durch den Krieg zerstört worden sind. Deshalb haben sie keine Lebensgrundlagen mehr in ihrer Heimat und versuchen einen Neuanfang in Shire.
Die Schüler*innen der Grundschule kommen oft hungrig zum Unterricht, da vielen Familien die Lebensgrundlagen durch den Krieg genommen wurden. Deshalb möchten die Salesianer in Shire den Grundschulkindern jeden Tag eine Brotmahlzeit zur Verfügung stellen. Dies animiert die Familien zusätzlich, die Kinder weiterhin in die Schule zu schicken, da sie eine Person weniger versorgen müssen. Zudem hilft die Mahlzeit den Kindern sich zu konzentrieren und gibt ihnen die Sicherheit, jeden Tag eine Mahlzeit vorzufinden. Gerade für diejenigen Kinder, die oft dem Hunger ausgesetzt waren, ist dies eine psychische Entlastung und hilft ihnen, sich mental von den Kriegsängsten zu erholen.
Die Kinder in Tigray sind für über 2 Jahre nicht zur Schule gegangen und haben nur teilweise an informellem Unterricht teilgenommen. Viele Unterrichtsmaterialien sind durch Flucht und Plünderungen verloren gegangen. Um wieder einen formalen Unterricht anbieten zu können, benötigen die Salesianer vor Ort Lernmaterial, Schultaschen, Schreibmaterialien, Hefte und Schuluniformen. Die Anschaffung von Computern ermöglicht einen IT Unterricht. Dieser bereitet die Schüler*innen für ihren weiteren Ausbildungsweg und für den Arbeitsmarkt vor.
Glücklicherweise ist während des Krieges die Grundschule weitestgehend unbeschädigt geblieben. Lediglich die Toilettengebäude sind zerstört worden. Im Rahmen dieses Projektes sollen diese renoviert und repariert werden, um eine hygienische Sanitärversorgung der Grundschulkinder gewährleisten zu können.
Die Gesamtkosten dieses Projekts belaufen sich auf über 250.000 Euro und „Hilfe zur Selbsthilfe e.V.“ wurde um einen Beitrag von 20.000 Euro gebeten, den wir gerne zugesagt haben.