Gesundheitszentrum Touboro in Kamerun

 

Träger und Antragsteller dieses Projekts ist das Oeuvre Médicale de l’UEEC (OM de l’UEEC) – das Medizinisch-diakonische Werk des Evangelischen Gemeindebunds von Kamerun. Diese Organisation besteht seit 1968 und ist ein Bund von heute über 700 evangelischen Gemeinden. Die Gemeinden entstanden aus der Arbeit der damaligen Missionsgesellschaft ´Vereinigte Sudan Mission Schweizer Zweig‘, jetzt integriert in die ´Schweizer Allianz Mission´ (SAM). Das ursprüngliche Arbeitsgebiet ist der sehr benachteiligte Äußerste Norden von Kamerun. Durch die Landflucht und Immigration in andere Gebiete von Kamerun entstanden auch Gemeinden und Aktivitäten über fast das gesamte Land verteilt. Heute ist die Partnerorganisation der UEEC die SAM mit Sitz in CH-Winterthur, welche ihrerseits mit ´SAHEL LIFE e.V.´ als Partnerorganisation in Deutschland zusammenarbeitet. Beide Werke haben bis 2014 ausländisches Fachpersonal entsandt, viel in Schulung und Verbesserung der Lebensverhältnisse investiert und unterstützen weiterhin Initiativen der Bevölkerung, die Anliegen und Projekte der UEEC sowie des Oeuvre Médicale de l’UEEC. Auf Grund der prekären Sicherheitslage mussten 2014 alle ausländischen Einsatzleistenden aus dem Gebiet des Äussersten Nordens evakuiert werden; im Moment sind nur noch sporadisch kürzere Einsätze möglich.

Der Äusserste Norden von Kamerun liegt am Rand der Sahel-Zone. Die Bevölkerung in den Bergen lebt hauptsächlich von Ackerbau, mit Hirse als Hauptnahrungsmittel. Die Erträge reichen für kaum mehr als den Eigenbedarf der Familien. In den Ebenen wird neben Ackerbau Viehzucht betrieben. Andere Erwerbsmöglichkeiten sind Dienstleistungen und Handel, für einen kleinen Teil der Bevölkerung Verwaltung, Lehramt und Gesundheitsaufgaben.

Das karge und dicht besiedelte Gebiet der Mandara-Berge bietet schon seit Jahrzehnten nicht mehr genügend Lebensgrundlagen für die Bevölkerung. Dazu kommen immer wieder Jahre mit zu knappen Regenfällen und damit schlechten Ernten und Hungersnot. Seit ca. 1980 nimmt die Auswanderung ständig zu: Junge Leute suchen Arbeit in den Städten, Familien wandern in Gebiete aus, in denen es noch Land gibt und sie Landwirtschaft betreiben können. Seit 2013 hat der Terror der Boko Haram aus Nigeria auch im Norden von Kamerun Einzug gehalten. Vor allem in einem Landstrich entlang der Grenze zu Nigeria wurden Dörfer zerstört, Land verwüstet, Menschen entführt und umgebracht, was Tausende zu Flucht und Umsiedlung gezwungen hat.

Ein Einwanderungsgebiet ist die Gegend um Touboro, ca. 800 km südöstlich der Mandara-Berge, an der Grenze zum Süden des Tschads und zur Zentralafrikanischen Republik gelegen. Die Gegend war vorher sehr dünn besiedelt. Jetzt bestehen allein im nördlichen und westlichen Umkreis von ca. 60 km um die 30‘000 Einwohnerstadt Touboro Dutzende von neuen Dörfern, in denen Umsiedler und Flüchtlinge aus dem Äussersten Norden leben. Dazu kommen seit mehreren Jahren Flüchtlinge aus der Zentralafrikanischen Republik, die sich vor allem etwas südlich von Touboro angesiedelt haben. Die Infrastruktur ist jedoch dem Ansturm der Umsiedler und Flüchtlinge nicht gewachsen. Schulen wurden z.T. provisorisch gebaut und Lehrer in die Gegend versetzt. Doch im Gesundheitssystem bestehen tragische Lücken.

Seit Jahren bitten die Umsiedler das OM, ihnen beim Aufbau eines Gesundheitszentrums zu helfen. Durch die Boko-Haram-Flüchtlinge wurde der Bedarf noch dringender. Anfang 2015 hat die Leitung des OM beschlossen, das Projekt anzugehen die Planung begonnen.

Am Stadtrand von Touboro soll ein Gesundheitszentrum aufgebaut werden. Das Angebot des neuen Gesundheitszentrums wird dem der bereits existierenden Zentren entsprechen und folgende Angebote umfassen: Krankenstation mit ambulanter und möglicher stationärer Versorgung, eine Geburtenstation und eine umfangreiche Arbeit der Gesundheitsvorsorge. Die Angebote können von der gesamten Bevölkerung der Stadt und des umliegenden Gebiets, ungeachtet ihres Geschlechts und ihrer religiösen oder ethnischen Herkunft, in Anspruch genommen werden und sollen die Basisgesundheitsversorgung des Einzugsgebiets von Touboro mit ca. 80‘000 Einwohnern sichern und nachhaltig verbessern.

Jedes Zentrum verfügt über ein Labor, in dem einfache Untersuchungen durchgeführt werden können. In den Zentren können ein Großteil der üblichen Erkrankungen behandelt und normale und schwierige Entbindungen durchgeführt werden. Für größere chirurgische Eingriffe (Bauchchirurgie, Kaiserschnitte etc.) werden Patienten an Krankenhäuser der Gegend verwiesen. Verschiedene Arbeitsbereiche ergänzen das Angebot: Physiotherapie, AIDS-Beratung, Verhütung von Mutter-Kind-HIV-Übertragung, Tuberkuloseprogramm, Zahnbehandlung usw.

Fünf der Zentren bestehen seit rund 50 Jahren, die Angebote wurden laufend verbessert, die Räumlichkeiten erneuert und das Personal geschult. Die Augenklinik wurde 1992 eröffnet und ein weiteres Zentrum Anfang 2014. Man ist bestrebt, kostendeckend zu arbeiten. Die Patienten bezahlen kleine Beiträge für die Untersuchungen und Behandlung. Dank Spenden können bedürftige Patienten günstiger oder kostenlos versorgt werden.

Die Gesamtkosten des Gesundheitszentrums Touburu belaufen sich auf ca. 306‘000 Euro. 12 bis 15 % der Kosten werden durch den Projektträger OM de l’UEEC finanziert, nach momentanem Stand 7 bis 10 % durch die Bevölkerung und traditionellen Chefs, ca. 5 % durch die Missionsgesellschaft SAM. Der noch zu deckende Bedarf beträgt somit ca. 250‘000 Euro. Der Vorstand hat beschlossen, das Gesundheitszentrum mit 10.000 Euro zu unterstützen. Das Geld haben wir aus einer Erbmasse als Spende erhalten.

Es folgen einige Bilder vom Alltag in den Gesundheitszentren:

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